Jenny Böken

Kategorie
Gedenken
Datum
4. September 2018

an unsere Tochter Jenny Böken, die in der Nacht vom 3. auf den 4. September 2008 auf dem Segelschulschiff Gorch Fock aus ungeklärter Ursache über Bord gegangen ist.

Zehn Jahre ohne dich
Jenny Böken- ohne Dein Lachen
- ohne Deine Pläne
- ohne Deine Träume
- ohne Deine Liebe

Maus, in unseren Herzen wirst Du weiter leben.
Danke, dass wir Dich hatten.
In Liebe
Mama, Papa, Björn u. Sven
 

Ich danke allen, die sich heute an unsere Jenny erinnern und sie in ihr Gebet einschließen oder eine Kerze (auch hier auf unserer Homepage) für sie anzünden.
Ich danke allen, die in Erinnerung an Jenny unsere Stiftungsarbeit unterstützen und morgen  als geladene Gäste am regionalen militärischen Gedenken an Jennys Grab, der Andacht in der Chapel und dem anschließenden Empfang teilnehmen.

Marlis Böken mit Jenny im Herzen
 
 
Am 4. September 2018 jährte sich Jennys Todestag zum 10. Mal.

Ich habe einen Brief an meine Jenny geschrieben

Liebe Jenny,

19 Rosen hatte ich dir zum Geburtstag gekauft, eine für jedes Jahr, wie immer. Wie hätte ich wissen können, dass ich den Strauß zu deinem Grab tragen würde? Fast acht Jahre ist es nun her, dass mir die Nachricht von deinem Tod das Herz gebrochen hat. Jedes Detail von diesem Tag hat sich für immer in meine Seele gebrannt: Wie ich vom Einkaufen nach Hause kam und dein Vater in der Tür stand, nervös und ungewöhnlich blass. Ich solle mich hinsetzen, sagte er. Und dass gerade ein Offizier und ein Militärpfarrer da gewesen seien und gesagt haben. „Es ist unsere traurige Pflicht, Ihnen mitzuteilen, dass Ihre Tochter heute Nacht über Bord des Segelschulschiffs Gorch Fock gegangen ist und vermisst wird.“ Die Bedeutung dieser Worte habe ich erst einmal gar nicht begriffen. Du hattest doch erst vor zwei Monaten deinen Dienst bei der Marine angetreten. Unendlich stolz und glücklich bist du gewesen. Mit der Gorch Fock auf der Nordsee zu sein, das war dein großer Traum. Den Gedanken, dass du tot sein könntest, ließ ich nicht zu. Du warst eine erfahrene Rettungsschwimmerin und die Nordsee hatte immerhin 15 Grad. Vielleicht warst du an einen einsamen Strand gespült worden oder hattest das Gedächtnis verloren. Elf Tage habe ich das gehofft und Gott angefleht, er möge dich verschont haben. Aber als dann zwei Offiziere vor der Tür standen, konnte ich in ihren Gesichtern lesen, welche Botschaft sie mitgebracht hatten. Man hat mir hinterher erzählt, dass ich wie wahnsinnig geschrien habe. Ich erinnere mich nur daran, wie ich geweint habe. Solange, bis keine Tränen mehr kamen. Bei der Trauerfeier wäre ich am liebsten davon gelaufen, so sehr hat sie mich geschmerzt. Aber da hörte ich dich sagen: ‚Mamschi, bleib stehen, sonst kann ich nicht sehen, wer zu meiner Beerdigung gekommen ist.‘ Also blieb ich und ließ mich von 587 Menschen in den Arm nehmen. Das hat mir unglaublich viel Kraft gegeben. Die Beziehung zwischen deinem Vater und mir ist allerdings über den Schicksalsschlag zerbrochen, wir hatten einfach eine zu unterschiedliche Art zu trauern.

Für mich war es das Wichtigste, mich mit dem, was auf dem Ausbildungsschiff der Marine geschehen ist, auseinander zusetzen. Ich habe den Ermittlungsbericht gelesen und bin sogar selbst zur Gorch Fock gefahren, stand lange dort, wo du während des Wachdienst in dieser stürmischen Nacht gestanden hast.

Auch die Frage nach dem Warum habe ich versucht, mir abzugewöhnen. Leicht war das nicht, aber der Glauben hilft mir. Ich bin überzeugt, dass Gottes Heilsplan für jeden Menschen eine vorbestimmte Lebenszeit vorsieht. Wenn die vorbei ist, muss man gehen.

Aber dein Tod soll nicht umsonst gewesen sein. Mit dem Geld aus deiner Lebensversicherung habe ich eine Stiftung für verunglückte oder dienstunfähig gewordene Soldaten und deren Angehörige gegründet. Ich will sie nicht nur finanziell unterstützen, sondern rede auch viel mit Betroffenen, Witwen und Eltern. Diese Arbeit ist für mich die beste Möglichkeit, meine Trauer zu verarbeiten.

Mittlerweile sind uns Zweifel gekommen, ob Dein Tod wirklich ein Unfall war. Ich verspreche Dir, dass wir alles tun werden, um aufklären zu lassen, was in jener Unglücksnacht geschehen ist.

Es geht nicht gegen die Marine und schon gar nicht gegen die schöne Gorch Fock, die ich genauso liebe, wie Du sie geliebt hast. Wir möchten nur wissen, was geschehen ist. Ich weiß ja noch nicht einmal, ob Du am 3. oder 4. September von uns gegangen bist, ob das Todesdatum auf Deinem Grabstein stimmt.

Heute gelingt es mir schon besser, mich über Kleinigkeiten zu freuen: Sonnenstrahlen nach einem trüben Tag, einen netten Anruf oder gute Freunde, denen es gelingt, mich zum Lachen zu bringen. Aber die innere Wunde wird nie ganz vernarben.

Liebe Jenny, Du hast mich im Tode gelehrt, was Du mich im Leben gelehrt hast:

Zuversicht zu haben und auf Gott zu vertrauen. Er weiß immer, warum etwas geschieht und er fügt alles letztendlich zum Guten.

„Der Traum von gestern ist die Hoffnung von heute und die Realität von morgen.“

Diesen Spruch von Dir haben wir nach Deinem Tod in Deinem Nachlass gefunden, genauso wie die schöne Pastellkreidezeichnung der Gorch Fock. Eigentlich sollten Mütter ja in ihren Töchtern weiterleben. Mir bleibt nichts übrig, als das eben umgekehrt zu versuchen und darauf zu vertrauen, dass wir uns im Himmel wiedersehen.

Bis dahin haben wir einen wunderbaren Schutzengel im Himmel mehr.

Ich möchte schließen mit einem Spruch von Bonhoeffer, der auch Dein Lieblingslied war

Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Dietrich Bonhoeffer

 
 
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